Als „Grooming“ (deutsch: Vorbereiten; Präparieren) wird der Prozess bezeichnet, in dem Täter eine persönliche Bindung zu einem Kind oder Jugendlichen aufbauen. Ziel ist hierbei, minderjährige Personen zu manipulieren und auszunutzen - dies schließt unter anderem sexuellen Missbrauch, Menschenhandel, kriminelle Ausbeutung und Radikalisierung ein. Täter können durch Online-Grooming Kinder angreifen, ohne diese je persönlich getroffen zu haben. Ein Opfer könnte zum Beispiel zum Senden sexuell expliziter Nachrichten überredet oder auch zum Befolgen illegaler Aktivitäten angewiesen werden.
Täter, die sich des Online-Groomings bedienen, sind typischerweise auf Plattformen anzutreffen, die bei Kindern und Jugendlichen beliebt sind und den Austausch privater Nachrichten erlauben. Dazu gehören:
Ein sogenannter Groomer wird ein Kind bitten, niemandem von ihrer Beziehung zu erzählen. Dies kann ein Gefühl der Isolation erzeugen und es einem Kind erschweren, um Hilfe zu bitten. Die Geheimhaltung des Kontaktes sind eine der häufigsten Strategien eines Groomers. Sagen Sie Ihrem Kind, dass kein Erwachsener und/oder Fremder aus dem Internet es jemals bitten sollte, ein Geheimnis vor seinen Eltern zu bewahren.
Um die Chancen auf eine erfolgreiche Kontaktaufnahme zu erhöhen, senden Täter oft innerhalb kürzester Zeit eine große Anzahl an Freundschafts- oder Chatanfragen an Kinder und Jugendliche.
Es können auch vorher Informationen über potenzielle Opfer gesammelt werden, um die Kontaktaufnahme persönlicher zu gestalten.
Wenn die Täter erkennen, dass ein Kind oder Jugendlicher an geringem Selbstwertgefühl leidet, verletzlich oder einsam ist, können sie diese Schwächen gezielt ausnutzen.
Grooming-Täter können Geschenke und Komplimente als Technik nutzen, um Kindern und Jugendlichen ein Gefühl der Wertschätzung zu vermitteln. In den Opfern können so außerdem Schuldgefühle geweckt werden, wenn sie später nicht im Gegenzug den Anweisungen der Täter folgen.
Täter nutzen die Anonymität des Internets, um Ihre wahre Identität zu verschleiern. Hierfür behaupten sie beispielsweise, selbst minderjährig zu sein, nutzen gestohlene Profilbilder oder geben vor, die Interessen ihrer Opfer zu teilen.
Einige Täter legen sogar zahlreiche falsche Profile an, um den Schein einer größeren Online-Gemeinschaft Minderjähriger zu erwecken. Diese wird dann genutzt, um Opfer in eine vermeintliche Gemeinschaft zu locken und in deren Austausch einzusteigen.
Täter sind beim Grooming sehr bemüht, das Vertrauen ihrer Opfer zu erlangen. Sie können zum Beispiel Interesse an den Problemen der Opfer vortäuschen, ihnen mit Ratschlägen zur Seite stehen, sich als eine Vertrauensperson ausgeben oder auch direkt nachfragen, ob das Opfer ihnen vertraut.
Hat ein minderjähriges Opfer explizite Fotos von sich gesendet, kann es mit der Veröffentlichung der Bilder bedroht und zum Erfüllen weiterer Forderungen gezwungen werden.
In einigen Fällen kommen Täter aus dem Bekanntenkreis ihrer Opfer und nutzen die Online-Kommunikation, um sich dem Kind oder Jugendlichen unauffällig anzunähern. Es ist auch möglich, dass sie die Identität einer Person vorzutäuschen, die dem Opfer nahe steht, wie zum Beispiel ein fester Freund oder eine feste Freundin.
Wie oben erläutert, werden Opfer von den Tätern oft angehalten, ihre Beziehung geheim zu halten. Anzeichen, dass Jugendliche oder Kinder Opfer von Grooming geworden sind, erscheinen außerdem oft wie normales Teenagerverhalten, was erschwert, die Hinweise direkt als solche zu erkennen.
Stimmungsschwankungen, Geheimnisse und ein gesteigertes Sexualverhalten sind kein ungewöhnliches Teenagerverhalten. Wenn sich aber etwas instinktiv falsch anfühlt, sollten Sie Ihre Bedenken unbedingt ansprechen.
Minderjährige bemerken oft nicht, wenn Sie Opfer von Grooming-Tätern geworden sind. Es ist auch möglich, dass Opfer die Täter aus Loyalität, Schuld- oder Schamgefühlen schützen möchten. Sie sollten daher mit Ihrem Kind üben, Grooming-Taktiken selbst zu erkennen. Erläutern Sie hierfür, wie Täter üblicherweise vorgehen und erklären Sie, dass Ihr Kind sich jederzeit an Sie wenden kann, wenn ihm etwas ungewöhnlich vorkommt.
Wenn Sie sich auch nach dem Gespräch mit Ihrem Kind noch unwohl fühlen, bitten Sie um professionelle Hilfe. Kontaktieren Sie das Elterntelefon der Nummer gegen Kummer, um über Ihre Bedenken zu sprechen. Der Weisse Ring bietet ebenfalls Opferberatung an. Wenn Sie Ihr Kind in unmittelbarer Gefahr sehen, wählen Sie die 110.
Erklären Sie, wie wichtig der Schutz persönlicher Daten im Internet ist. Personenbezogene Informationen wie Name, Alter, Geschlecht, Kontaktdaten und Fotos sollten nicht mit Unbekannten geteilt werden.
Zeigen Sie Ihrem Kind, wie es seine Internetkonten auf „privat“ stellen kann.
Kinder sollten über die Gefahren aufgeklärt sein, die Online-Bekanntschaften mit sich bringen. Demonstrieren Sie Ihrem Kind, wie einfach man eine Online-Identität fälschen kann. Erklären Sie die Vorgehensweisen der Täter
Zeigen Sie Interesse an dessen Online-Aktivitäten. Behalten Sie die Apps, Webseiten und Spiele, die Ihr Kind nutzt, im Überblick. Sprechen Sie regelmäßig mit Ihrem Kind über dessen Online-Erfahrungen und Kontakte.
Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass es sich jederzeit an Sie wenden kann, wenn ein Online-Kontakt ihm Sorgen bereitet. Bieten Sie alternativ Kontakte wie die Nummer gegen Kummer für eine anonyme Beratung an.
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